Holy Fuck: Live @ Karlstorbahnhof, Heidelberg

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Review: Holy Fuck – Live im Karlstorbahnhof, Heidelberg (04.05.2009)

Über Musik zu schreiben ist bescheuert. Trotzdem ein Versuch. Oder: Elektrozismus. Man muss sie einfach lieben, die vier Jungs von Holy Fuck aus Kanada. Man ist dankbar, dass man ihnen beim Musikmachen zuschauen darf. Man kann sich vorstellen, wie sich das alles in einem Proberaum entwickelt hat und die Herren eines Tages dieses Gefühl hatten…

Und das Publikum darf nun daran teilhaben: Wir erleben hier etwas besonderes. Die Herren Brian Borcherdt und Graham Walsh schrauben und drücken an diversen Analoginstrumenten, Keyboards, Pedalen und Apparaten herum, was ihnen die starke Rhythmus-Sektion, bestehend aus Matt McQuaid & Matt Schulz (Imagine: Das Tier von den Muppets ohne Konzentrationsschwäche), eigentlich erst ermöglicht. Hinter fancy Laptops verstecken is nich.

Wackelkontakte, Totalausfall, Kabelsalat, das alles wird in Kauf genommen, und das alles ist es wert. Eigentlich müsste man sich selbst verbieten, das aktuelle Holy Fuck-Album „LP“ anzuhören, weil man genau weiss, dass es live noch um einige Dimensionen erweitert wird. Exorzismus-Feeling kommt auf bei einem neuen, unbetitelten Song, der sphärisch und meditativ beginnt, um sich dann in ein unglaublich (bitte verzeihen Sie dieses Wort) tightes Minimal-Funkmonster zu verwandeln. Wie ich bereits erwähnte, über Musik zu schreiben ist bescheuert. Aber damits auch jeder versteht: geil geil geil, beste Liveband zur Zeit.

Viel Aufsehen erregt Brian Borcherdt spätestens wenn er durch seine uralte Filmschneidemaschine Originaltonspuren hindurchzieht und den Klang verzerrt (fast wäre das gute Teil zu Boden gefallen, da sich ein dauerfilmendes und dauernervendes Paar jeweils unbemerkt, man könnte sagen ignorant, in den Filmstreifen verfangen hat). Das Heidelberger Konzert war geprägt von viel Spielfreude, die teilweise exorzistische Ausmaße angenommen hat. Wie ein „guter“ Exorzismus eben.

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