Kirchner Hochtief: Evakuiert das Ich-Gebäude

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Ausstellung zu Kirchner Hochtief „Evakuiert das Ich-Gebäude“ beginnt im Mannheimer Port25

Was tut man als Künstler im Jahr 2019, um seine Musik unter die Leute zu bringen?! Man gründet ein Imperium, kuratiert eine Kunstaustellung, bespielt die Club-, Festival- und Theaterbühnen, und veranstaltet ein Spektakel vom YouTube-Kanal über seine Insta-Storys bis in das klassische Feuilleton hinein. David Julian Kirchner wird mit seiner Company Kirchner Hochtief all das und noch viel mehr für uns tun.

Am heutigen Freitag öffnet im Mannheimer Port25 die Ausstellung „Evakuiert das Ich-Gebäude“. Eine Ausstellung, die nicht weniger ist, als ein begehbares Popalbum, in der in den gleichen Räumen Marketing-Wahnsinn und unzählige ausgedachte Brands von Schnaps- bis Mode-Welt auf uns einschlagen. Zeitgleich erscheint als überregionale Werbung beim Berliner Label Staatsakt die Singleauskopplung „ID“. Die Ausstellung läuft bis zum 20. September – was den Zeitpunkt für die gleichnamige Albumveröffentlichung markiert.

Kirchner Hochtief ist ein Produkt des „age of financialization“. Dabei so „hoch“ wie die Hochkultur und so „tief“ wie der Underground. „Ideen tropfen schon immer von der Hochkultur in die Subkultur, kondensieren und wandern wieder zurück in den Himmel“, sagt CEO, Musiker und Künstler David Julian Kircher zum sonderbaren wie griffigen Projektnamen, bei dem wir zunächst weniger an Pop-Musik als an gigantische Bauprojekte von Europa bis Asien denken. Aber woran haben wir gedacht, als wir etwa das erste Mal von „The National“ oder „10CC“ gehört haben? Eben.

Musikalisch klingt die Hamburger Schule durch: Kirchner Hochtief knurrt und summt in deutscher Sprache – von Widersprüchen gezeichnet, zerrissen zwischen Pop und Noise. Launische Konstrukte. Die rumpeln und taumeln naiv durch den Klangraum und verwandeln sich dann unvermittelt in komplexe harmonische Labyrinthe – fordern einen neuen deutschen Pop: einen, der der angepassten Radiomusik den Krieg erklärt. Pop muss heute durch Idealisten wie David Julian Kirchner horizontal und vertikal radikal neu gedacht und gemacht werden.

Besucht die Ausstellung! Bringt Blumen!

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