Everything Everything veröffentlichen mit „In Birdsong“ den ersten neuen Song seit zwei Jahren
Am Donnerstagabend haben Everything Everything nach einiger Funkstille bei BBC Radio 1 mit „In Birdsong“ eine neue Single enthüllt. Der Track ist das erste neue Material seit der 2018 erschienenen EP „Deeper Sea“, welche ihrerseits der Nachfolger des vierten Albums „A Fever Dream“ (2017) der Band aus Manchester war.
Mit „In Birdsong“ setzt sich der kaum zu überhörende Hang zu ungewöhnlichen Klangexperimenten, satten Texturen, dem leidenschaftlichen Falsettgesang von Jonathan Higgs und einem pulsierenden Rhythmus fort, der den gewaltigen Sound komplettiert. Aber während der Track sich immer weiter aufbaut und an Dramatik zulegt, enthüllt er auch eine wahnsinnige innere Schönheit und eine Prise Optimismus.
Laut Jonathan Higgs hat sich die Band bei „In Birdsong“ von einer faszinierenden wissenschaftlichen Hypothese inspirieren lassen, wir hier im ausführlichen Pressestatement beschrieben.
„Auf „In Birdsong“ versuchen wir, uns vorzustellen, wie es wäre, der erste Mensch auf der Erde zu sein, der sich seiner selbst bewusst ist. Ich bin auf ein Konzept des Psychologen Julian Jayes gestoßen – er nennt es BicameralMindTheory, die bikamerale Psyche. Laut dieser Idee war der Verstand der Menschen einst zweigeteilt, in jeder Hirnhälfte saß ein Teil. Eine Hälfte sendete Nachrichten und Anweisungen aus und die andere war für den Empfang zuständig. Diese ‘Stimmen’ sollen göttlichen Ursprungs gewesen sein. Der Theorie zufolge verschmolzen die beiden Seiten irgendwann zu unserem zweigeteilten, menschlichen Gehirn und das war der Beginn der Bewusstseinsbildung der Menschen. Diese psychologische Evolutionsidee wollte ich auf jeden Fall verarbeiten, denn sie hat mich sehr fasziniert. In ihrem Kern fand ich ein tiefes Gefühl des Staunens – über das Leben und die Welt. Das passt gut zu Songs über Liebe, Sex, Leben, Tod und Menschlichkeit – Themen, über die ich schon lange schreibe. Eigentlich wollten wir diesen Song jetzt noch nicht teilen, aber in Zeiten des Coronavirus wollten wir auf die Veränderungen in der Gesellschaft eingehen und „In Birdsong“ schien der passendste Song für unsere Rückkehr zu sein. Vogelgesang begleitete die Menschen schon, bevor sie Menschen waren, aber im Laufe des neuen Jahrhunderts wurde er immer weiter überdeckt und aus unserem Leben gedrängt. In dem Song beschreibe ich, wie ich den Gesang der Vögel höre und gleichzeitig spüre, dass wir hier und am Leben sind. Mit weniger Autos auf der Straße, weniger Flugzeugen am Himmel und weniger Einmischung des Menschen im Allgemeinen haben wir jetzt die Chance, mit der aufkeimenden Natur wieder in Kontakt zu kommen und, egal wo wir sind, für einen kurzen Moment, dem Vogelgesang zu lauschen – „In Birdsong‘.“
In den bemerkenswerten Visuals zu dem Track beschäftigt Higgs sich weiter mit diesen Themen. Als klar wurde, dass ein traditioneller Videodreh aufgrund des Lockdowns nicht möglich sein würde, brachte Higgs sich selbst die Grundlagen der Computeranimation bei. Das Ergebnis ist das Video zu „In Birdsong“, das er komplett in Eigenregie erstellt hat und welches durch beeindruckende, visuelle Kontraste geprägt ist. Die Szenerie wechselt von naturalistisch zu apokalyptisch und bizarr. Die abgebildeten Personen hin gegen sind fast fotorealistisch dargestellt. Es ist eine entwaffende Mischung aus Menschlichkeit und verzerrender Technologie.