Die Must-Hears der Woche von Popklub – Das IndiePopZine

Die Must-Hears von Popklub – Das IndiePopZine, diesmal mit neuen Songs und Videos von Kallai, Sister Ray Davies (Foto), Dinowalrus und Dreamwave.

Kallai: As Night Falls

„As Night Falls“, die neue Single aus dem aktuellem Album „We Are Forever“von Kallai, erscheint wie ein stiller Schwur inmitten einer lauten Welt – weniger Flucht als gemeinsames Ausharren im Frost. Der Song entfaltet sich langsam, getragen von einer tiefen Wärme, die durch jedes Gitarrenflirren und jede Gesangszeile glimmt. Das in Portland beheimatete Quartett spielt mit einer Intuition, die weniger nach Proberaum als nach gelebter Nähe klingt. Zwischen Kälte und Trost oszillierend, erinnert „As Night Falls“ an die ätherische Anmut der Cocteau Twins, die Rohheit einer PJ Harvey und die unheimliche Sinnlichkeit eines Lynch-Soundtracks. Shoegaze wird hier nicht bedient, sondern überwunden – zugunsten eines organisch atmenden, zutiefst menschlichen Klangbilds. Das begleitende Musikvideo übersetzt diese emotionale Topografie in Bilder: Eine Frau wandert durch U-Bahnen, Glasräume, Schattenflure – verloren und suchend. Erst in der Begegnung mit einem Gegenüber löst sich die innere Spannung. Kein pathetisches Happy End, sondern ein Stillstand der Erkenntnis: Hoffnung als geteilte Last.

Sister Ray Davies: Big Ships

Sister Ray Davies aus Muscle Shoals, Alabama teilen das Video zu ihrer neuen Single „Big Ships“ aus ihrem im November erscheinenden Album „Holy Island“ – ein weiterer Schritt in ihrem Ansatz, modernen Gitarrenpop durch Raum, Stille und schwebende Ambient-Texturen neu zu definieren. Der Song lässt Gitarrenflächen flirren und treiben, während der Gesang eher auftaucht als sich in den Vordergrund drängt – mehr Erscheinung als Aussage. Frontmann Adam Morrow beschreibt den Track als Versuch, jenes Gefühl „trunkener Erleuchtung“ einzufangen – „diese ekstatische Berauschtheit, wie man sie bei William Blake oder in einem Song wie „Vapour Trail“ findet.“ Im Refrain taucht die Zeile „on the coastline of forever“ auf – ein Verweis auf das Konzept sogenannter „thin places“ , Orte, an denen Himmel und Erde einander besonders nah sind. „Das kann spirituelle Erkenntnis sein, ein Anflug von Liebe oder einfach ein betrunken schöner Heimweg in einer perfekten Nacht“, so Morrow.

Dinowalrus: Light Rain

Dinowalrus, bekannt für ihren eigenwilligen Mix aus Psychedelic, Shoegaze, Madchester und Postpunk, melden sich mit ihrer neuen Single „Light Rain“ samt Musikvideo zurück. Der Track erscheint über Personal Projects und knüpft an die im Mai veröffentlichte Single „Day Of Doing Nothing“ an. Dinowalrus bestehen aus Pete Feigenbaum (Gitarre, Gesang, Produktion), Sam Bloch (Bass, Gesang) und Pete Sustarsic (Schlagzeug, Percussion Pad). Seit ihrer Gründung 2008 haben sie Releases über Labels wie Kanine, Old Flame und Moorworks (Japan) veröffentlicht und unter anderem mit The Charlatans, Parquet Courts und A Place To Bury Strangers die Bühne geteilt. Die Band beschreibt den Song augenzwinkernd als „Hommage an Dark New Wave und Meteorologie“ – und tatsächlich treffen düstere Synth-Flächen und flirrende Gitarren auf eine fast wetterberichtartige Stimmungsschwankung zwischen Niesel, Nebel und innerem Sturm. Das von Adam Ninyo inszenierte Video übersetzt diese Atmosphäre in surreale, neongetränkte Bilder.

Dreamwave: Moon Buggy

Dreamwave haben ihre mitreißende neue Single „Moon Buggy“ inklusive Musikvideo veröffentlicht. Der Track erscheint über Stolen Body Records und knüpft an die im April erschienene „Moon Dogs“ EP an. Ursprünglich in Brighton gegründet und nun in Bristol beheimatet, bewegen sich Dreamwave gekonnt zwischen Synthpop, Postpunk, Garage und Psychedelic Rock. Ihr Sound erinnert an Bands wie Bee Bee Sea, Oh Sees und Pond, während der Einsatz des Yamaha PS-20 mit seinen charakteristischen Lo-Fi-Synth-Klängen dem Ganzen eine nostalgisch-futuristische Note verleiht. Textlich und atmosphärisch zielt „Moon Buggy“ weit über den Erdboden hinaus: kosmische Themen, geheimnisvolle Referenzen und mystische Verbindungen ziehen sich durch Lyrics und Songtitel und machen Dreamwave mehr als nur zu einer Band – sie sind ein Trip ins Unbekannte.