Maifeld Derby 2014

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Review: Maifeld-Derby 2014, Mannheim (30.05.2014-01.06.2014)

Das vierte Maifeld-Derby in Mannheim ist vorbei. Wir wollen euch an dieser Stelle unsere kleinen und großen Höhepunkte des Wochenende vom 30.05.2014 – 01.06.2014 vorstellen, aber auch die (wenigen) Enttäuschungen nicht verschweigen. Aber zuerst möchten wir uns bei den Festivalmachern, ihren zahlreichen Helfern, dem äußerst angenehmen Publikum und natürlich auch bei den vielen Künstlern, Musikern und Bands bedanken: Ihr alle habt an diesem Wochenende das Maifeld-Derby zu einem Glanzpunkt gemacht, nicht nur für Mannheim oder die Rhein-Neckar-Region, sondern für ganz Deutschland.

Bevor wir jetzt hier über unsere Eindrücke berichten, müssen wir voranstellen: Wir haben nicht jede Band gesehen, mussten auf den Freitag leider komplett (aus beruflichen Gründen) verzichten. Und auch an den anderen Tagen war es uns nicht möglich alle Auftritte zu sehen. Das ist natürlich sehr schade, Ihr könnt sicherlich Berichterstattungen in anderen Blogs, Magazinen und Medien finden. Wir haben uns selbst am meisten darüber geärgert. Und der Nachteil eines Festivals vor der eigenen Haustür: Der Abmarsch in Richtung des Festivalgeländes verzögert sich immer wieder, sei es durch sich verspätende Begleitung, durch ein kurzes Nickerchen auf der heimischen Couch oder aufgrund eines Marathonlaufs, der die Zufahrtswege versperrt.

Samstag, 31.05.2014

Und so erreichen wir das Festivalgelände leider erst zu den letzten Klängen von Son Lux, der laut Aussage von Dritten ein sehr überzeugendes Konzert geliefert haben muss. Die erste Überraschung: Das Gelände ist etwas anders angeordnet als die letzten Jahre, das Palastzelt ist wesentlich größer als früher. Gefällt uns sehr gut, sollte so beibehalten werden. Das System mit den „Derby-Dollars“ ist zwar etwas unpraktisch, aber auch nicht so schlecht wie manche Stimmen behaupten. Während wir uns um das erste Kaltgetränk des Tages bemühen, berichten uns Freunde und Bekannte, die wir antreffen über das soeben verpasste Konzert im Parcours D’Amour: Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff soll hier die Zuschauer ebenso begeistert haben wie am Tag zuvor ClickClickDecker.

Aber keine Zeit sich zu ärgern: Denn nun erscheint EMA auf der Fackelbühne, um uns ihr aktuelles Album „The Future’s Void“ zu präsentieren. Um es kurz zu machen: Was auf Platte noch frisch und gewagt klingt, kommt auf der Bühne leider nicht so gut. Durchaus nicht schlecht, aber eben auch nichts Besonderes. Gleich im Anschluss wechseln wir wieder ins große Zelt, um den Auftritt von Sohn zu begutachten. Sohn wurde für sein letztes Album „Tremors“ gefeiert und macht modern klingende, von Dubstep inspirierte elektronische Popmusik, die nicht jedem gefallen muss, aber bei den vielen anwesenden Besuchern gut ankommt.

Der erste Höhepunkt des Tages kommt von der australischen Band Pond, die mit ihrem mitreißenden Psychedelic-Rock die Open-Air-Bühne im Sturm nimmt und das Publikum zum ausgelassenen Tanzen anregt. Das ist Rock’n’Roll und der blonde Sänger der Band – die übrigens eng mit Tame Impala verbandelt ist – taumelt wie auf Acid durch die Gegend. Passend zum einsetzenden Sonnenuntergang kommt bei uns zum ersten Mal Festivalstimmung auf. Das darauf folgende Konzert im Zelt von Get Well Soon, diesmal wieder mit dem „Grand Ensemble“, ist genau das Richtige, um wieder etwas herunterzukommen. Die Band um Konstantin Gropper kann irgendwie ja nicht anders als gut und hat heute ein Heimspiel. Verträumt tanzende Menschen, wohin man sieht, der Jubel ist überwältigend.

Darf man über die darauf folgenden Band eigentlich schlecht schreiben..? Mighty Oaks spielen Folk-Sound, der sich eindeutig an Mumford & Sons orientiert. Nur klingen die nicht so langweilig und durchgeplant wie die Formation aus Berlin. Keine Ahnung, warum diese Band von der (deutschen) Musikpresse so gefeiert wird. Aber Geschmäcker sind halt nun mal verschieden. Zeit genug, um sich auf den anstehenden Gig von Warpaint vorzubereiten: Die vier Damen aus Los Angeles liefern dann auch ein äußerst professionelles Konzert ab, und erzeugen im Palastzelt eine mit Spannung erfüllte Atmosphäre. Könnte auf einer kleineren Bühne noch interessanter sein, aber trotzdem ein grandioses Konzert.

Aber die größte Überraschung erwartet uns anschliessend im Brückenaward-Zelt: Dass Motorama eine verdammt gute Band ist, wissen wir ja schon lange, aber dass das Quintett aus Russland das ganze Zelt zum Ausflippen bringt hätten wir so nicht gedacht. Der an Bands wie Joy Division klingende Post-Punk-Sound reisst das Publikum mit und lässt es feiern. Gut, dass wir dieses Konzert dem zeitgleich stattfindenden Gig von Hundreds vorgezogen haben. Gänsehaut zum Abschluss.

Sonntag, 01.06.2014

Der erste Gig des Tages für uns: The Elwins kommen aus Kanada und machen sommerlich klingenden Indiepop-Sound. Die Stimmungskurve zeigt wieder nach oben, und bei dem gekonnten Cover von Beyonce’s Song „Countdown“ darf auch das Publikum mitmachen. Kannten wir vorher nicht, kennen wir aber jetzt, und das ist auch gut so. Im Anschluss stehen die Temples auf der Bühne des Palastzelts. Die vier jungen Engländer passen mit ihrem eindrucksvollen psychedelischen Retro-Sound sehr gut zur Stimmung des Maifeld-Derby und den vielen Mädchen mit Blumen im Haar. Das Album „Sun Structures“ ist eines der Highlights des Jahres, und das beweisen die Temples jetzt auch live.

Hozier hat leider Pech mit dem Wetter, denn zu ersten Mal regnet es an diesem Wochenende. Und ehrlich gesagt: Leider auch nicht so schlimm, denn die Musik des Iren klingt nicht sonderlich aufregend, wenn auch gut vorgetragen. Wir flüchten uns dann eben ins Palastzelt, denn da ist es trocken.

Und gleich beginnt auch der Auftritt von St.Vincent: Was am Vortag EMA nicht gelungen ist, gelingt der Band um Sängerin Annie Clark spielend. Die Umsetzung eines sehr guten und interessanten Albums auf die Bühne in Bandformation. Das Publikum dankt dieses mit anhaltendem Applaus. Über Wye Oak können wir leider nur schwer eine Aussage machen. Es regnet jetzt zwar nicht mehr, aber richtig Stimmung kommt vor der Open-Air-Bühne nicht mehr auf. Das Duo aus Baltimore überzeugt zwar musikalisch, hinterlässt aber bei uns auch keinen bleibenden Eindruck.

Nun also zum krönenden Abschluss des Maifeld-Derby: The National (Foto) im restlos gefüllten Palastzelt. Die amerikanische Band ist bislang die größte und einflussreichste Formation, die auf dem Maifeld-Derby gespielt hat. Ihr schwermütiger Indie-Rock, dem das Hymnische nicht fremd ist, ist im Laufe der Jahre nicht fröhlicher geworden. Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch. Und werden erfüllt: The National liefern ein grandioses Konzert ab und erzeugen dabei große Gefühle. Hör- und spürbar bewegen sie sich dabei mit einer erstaunlichen Eleganz zwischen transparenten – fast stillen – und überbordend instrumentierten Momenten. Fast zwei Stunden spielen sich The National durch die größten Hits ihrer sechs Alben und beenden das diesjährige Maifeld-Derby mit einer imposanten Version von „Vanderlyle Crybaby Geeks“. Das Publikum verabschiedet die Band und das Maifeld-Derby mit rührend enthusiastischem Beifall.

Bis zum nächsten Jahr, liebstes Derby. Bekommst auch von uns einen dicken Abschiedskuss.

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