Review: Slowdive – Live im Village Underground, London (19.05.2014)
Fast auf den Tag genau zwanzig Jahre ist es her, dass Slowdive ihr letztes Konzert im Lee’s Palace in Toronto spielten. Slowdive sind Legende und somit ist es klar, dass wir an diesem Montagabend, den 19.05.2014 in der Warteschlange des Village Underground in London Shoreditch stehen. Vor der ehemaligen viktorianischen Lagerhalle warten schon eine Stunde vor Einlass mehrere Dutzend Fans aller Altersklassen; viele sind – wie wir auch – aus den verschiedensten Ländern Europas extra für dieses Konzert angereist.
Die Vorgruppe Younghusband ist gut gewählt. Mit ihrem von Indie- und Shoegaze-Bands der frühen 90er-Jahre geprägtem Sound passen die Londoner musikalisch und auch optisch perfekt zu ihren Labelkollegen Slowdive. Als diese aber nach einer kurzen Umbaupause die Bühne des Village Undergrounds betreten, ist der Support-Act (leider) schnell vergessen.
Das Village Underground ist jetzt mit knapp 500 Gästen gefüllt, die das Glück hatten, Karten für das in weniger als 5 Minuten ausverkaufte Konzert zu ergattern. Slowdive spielen in der Originalbesetzung: Neben Neil Halstead, Rachel Goswell, Christian Savill und Nick Chaplin steht also auch Simon Scott auf der Bühne, der als Drummer auf den beiden ersten Alben aktiv war. Am Vorabend hatte es nach Aussage der Band bereits einen ersten kleinen Auftritt beim Jubiläum des Sonic Cathedral Labels gegeben – offenbar die Generalprobe.
Schon beim Übergang vom Opener „Slowdive“ zum nächsten Song „Avalyn“ wird deutlich, dass die lange Pause sich keineswegs auf die Live-Qualitäten der Band ausgewirkt hat. Unzählige Bands haben in den letzten 20 Jahren vergeblich versucht, sich so präzise auf dem schmalen Grat zwischen Chaos und Geschlossenheit zu bewegen, wie es Slowdive mit ihrem mal fragilen, mal lärmenden Sound tun.
Slowdive spielen ein stark vom 1991er Album „Just For A Day“ und vom 1993er „Souvlaki“ geprägtes Set. Mit „Crazy For You“ und „Blue Skied An’ Clear“ sind jedoch auch zwei Songs vom 1995er Album „Pygmalion“ vertreten. Da die Band nach diesem Album von ihrer damaligen Plattenfirma Creation fallengelassen wurde und „Pygmalion“ somit niemals auf die Bühne kam, feiern diese beiden Tracks hier also sozusagen ihre Live-Premiere.
Slowdive werden vom Publikum während des ganzen Konzerts enthusiastisch gefeiert, es wird ziemlich warm im Village Underground, überall sieht man strahlende Gesichter. Als nach knapp neunzig Minuten das Konzert mit dem Überhit „Alison“ beendet wird, können wir nur feststellen, dass sich der Weg nach London gelohnt hat. Und wenn Slowdive dann offen darüber sprechen, dass dieses Konzert (und auch die weiteren Auftritte) dafür gedacht ist, Geld zu verdienen um ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen, dann fühlt es sich an wie ein Traum.
PS: Es gibt interessanterweise von Slowdive nur Presse- und Bandfotos aus den Neunzigern. Zur Info: Die Bandmitglieder sind mittlerweile alle um die Vierzig und Herr Halstead sieht mit Vollbart und wehendem Haar aus wie das Tier aus der Muppets-Show.
Tracklist:
01. Slowdive
02. Avalyn
03. Catch The Breeze
04. Crazy For You
05. Machine Gun
06. 40 Days
07. Blue Skied An‘ Clear
08. Souvlaki Space Station
09. When The Sun Hits
10. Morningrise
11. She Calls
12. Golden Hair (Syd Barrett Cover)
13. Rutti
14. Alison