In Brooklyn inspiriert, in Leipzig entstanden: Television Age verpassen dem Indie-Rock’n’Roll der Nullerjahre eine Frischzellenkur
Das in Leipzig in den letzten Jahren eine enorm spannende Szene aus Kreativen wächst und die Stadt als eine Art Auffangbecken für die Hauptstadt geworden ist, ist weitreichend bekannt. Und wo so viele kreative Energie unterwegs ist, wundert es auch nicht, dass mit Television Age dort eine neue Formation entstehen konnte, die mit ihrer Debüt-EP „Hot Wax“ und einer ganzen Portion Chuzpe das Genre so frisch wirken lässt, als ob The Strokes gerade ihre erste Show gespielt hätten.
Television Age brauchen zur Beschwörung des Geistes der Nullerjahre keine zwanzig Sekunden. Eine flirrende Verstärker-Rückkopplung, Off-Beat-Drums, schließlich ein Vier-Ton Gitarrenriff und schon sprudeln die Erinnerungen. Mit dem Garage-Sound assoziiert man unmittelbar verschwitze Shows und bis zum Filter gerauchte Kippen. Anders gesagt: Television Age wecken das Gefühl besserer Zeiten. Zeiten, in denen Gitarrenbands im Wochentakt auf den Kontinent schwappten und das Leben gleichzeitig unbeschwert und doch melancholisch schien.
Die Geschichte der Band: Vier Lads feiern die Renaissance des Rock´n’Roll. Nur eben in Leipzig statt Manchester oder New York. Ungeschliffene Songs mit ansteckenden Hooks, Lederjacke und Chelsea Boots als Uniform: Indierock für die Gegenwart eben. Pünktlich zum zwanzigjährigen Jubiläum der Nullerjahre positioniert sich die Band. Aber ist es nicht so: moderne Rockmusik zieht den Synthesizer der Gitarre vor – der Zeitgeist spricht also gegen Television Age? Allerdings findet die Band genau darin ihren Ansporn.
Ihr Sound ist gleichzeitig ungeschliffen und melodienreich – die Energie des Rock´n´Roll gepaart mit Gitarren, die sich vor Spielfreude überschlagen. Unterhält man sich mit der Band, verfällt man schnell ihrem Charme. Ihre Stories aus der Halbwelt verrauchter Bars und Billardhallen lassen sich am besten verkatert erzählen und triggern das Verlangen, mal wieder so richtig abzustürzen.
Damit wären alle notwendigen Zutaten zum Einläuten des nächsten Indie-Revivals vorhanden. Dies basiert auf einem eigenständigen Sound. Das bewährte „Die klingen wie soundso“-Namedropping verfängt bei Television Age nicht. Ohne Zweifel werden Fans von Hot Hot Heat, Franz Ferdinand oder eben The Strokes auf ihre Kosten kommen.
Tracklist:
01. This Ain´t The Start Of Something New
02. Feminine Touch
03. 622 Grand Avenue
04. Say yes
05. Ego
Television Age: Hot Wax EP
Vö: 03.09.2021 / KTF Records