Review: Get Well Soon & Le Grand Ensemble – Live im Schloss Heidelberg (08.12.2010)
Dass man Geburtstage anständig feiern sollte, hat der Karlstorbahnhof offensichtlich mitbekommen. Und so lädt er über mehrere Wochen verteilt verschiedene Künstler und Bands zu sich nach Hause ein. Eine der wenigen Ausnahmen davon sind Konstantin Gropper, seine Band Get Well Soon und Le Grand Ensemble.
Diese dürfen nämlich im Königssaal des Heidelberger Schlosses spielen. Auf der Bühne im Karlstorbahnhof wäre es für 14 Leute ohnehin eng geworden. Schon auf den ersten Blick leuchtet ein, dass die Musik von Get Well Soon dort gut aufgehoben ist. Zudem ist der ganze Saal bestuhlt und auch das kommt den vielen ruhigeren Stücken sehr gelegen.
Als Vorband spielen Sizarr, eine dreiköpfige Band aus Landau. Auch diese spielen nicht alleine, sondern werden vom Brass Quartett begleitet. Sizarr haben bisher weder Album oder EP veröffentlicht, dafür schon mit Auftritten auf dem Melt! Festival, dem Dockville oder als Support der Broken Bells begeistert. Und schon nach dem ersten Stück „Fake Foxes“ haben sie das Publikum gewonnen. Begeisterter Applaus bricht aus, wie man es selten bei einer Vorband erlebt. Kaum zu glauben, was die drei Jungs aus der Pfalz, die dieses Jahr erst Abitur machen, schon für eigenständige und atemraubende Musik machen. Als sie nach etwas mehr als einer halbe Stunde, die viel zu schnell vorbeiging, die Bühne verlassen, möchte man ihnen laut das zurufen, was Gropper später tun wird: „Ihr braucht das Abi nicht. Wenn die nicht groß werden, dann weiß ich auch nicht“. Es heißt also warten auf ein Album, das hoffentlich bald im Sommer erscheint.
Sizarr haben die Latte für Get Well Soon also sehr hochgelegt. Für Kropper, seine Band und das Ensemble ist es allerdings kein Problem, diese zu nehmen. Dies spricht allerdings nicht gegen Sizarr, sondern für Get Well Soon. Eine üppige und gut zusammengestellte Setlist (auch wenn das tolle „Prelude“ von Debut fehlt), die sonst keine Wünsche offenlässt. Auf jedes schnellere Stück wie „If This Hat Is Missing I Have Gone Hunting“ folgen wieder einige ruhigere Lieder, nur um dann das Tempo wieder anzuziehen. Eben bei jenem „If This Hat…“ oder „Listen! Those Lost At Sea Sing A Song On Christmas Day“ juckt es doch einigen Besuchern in den Füßen, so dass es beinahe etwas schade ist, dass das Konzert bestuhlt ist.
Das achtköpfige Grand Ensemble fügt sich perfekt in die Songs ein und trägt, wie der Königssaal, viel zur Stimmung bei. Ein magischer Moment reiht sich an den nächsten. Etwa als Gropper den Saal dazu auffordert, den Schluss von „Tick Tack! Goes My Automatic Heart“ mit der Band mitzusingen. Beim ersten Mal sind die meisten Besucher noch etwas schüchtern, beim zweiten Mal stimmt aber wohl jeder mit ein: „And To The Beat Of My Automatic Heart You Sing A Song Of Life“. Nach zwei Zugaben und etwa zwei Stunden verlassen Get Well Soon und Le Grand Ensemble unter minutenlangen stehenden Ovationen die Bühne.
Wer übrigens wissen möchte, wie sich Get Well Soon zusammen mit dem Grand Ensemble anhört, kann sich hier eine kostenlose EP herunterladen von einem der vorhergehenden Konzerte im Konzerthaus Dortmund.