Review: Paul Smith – Live im Karlstorbahnhof, Heidelberg (09.11.2010)
Ein weißes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, eine graue Leinenhose und natürlich der Hut! Dies sind unverkennbar die Erkennungszeichen eines gewissen Paul Smith, seines Zeichens Frontmann der Band Maximo Park, der gestern auf seiner Solotour im Karlstorbahnhof in Heidelberg Halt machte.
Auch wenn Pauls Album „Margins“ im Vergleich zu den drei bisherigen Alben seiner Band eher sehr ruhig daher kommt, haben es sich viele Maximo Park Fans nicht nehmen lassen, ihrem Idol und seinen ganz persönlichen Songs zu lauschen.
Nachdem die Vorband I Am Poet das Publikum im nicht ganz ausverkauften Saal des Karlstorbahnhofs berits auf einen verheißungsvollen Abend eingestimmt hat, kann der Meister zeigen, dass seine Lieder weniger ruhig sind, als man es vielleicht vorher angenommen hatte. Natürlich kann man keine Szenen erwarten, wie es sie tags zuvor bei We Are Scientists zu erleben gab.
Aber Songs wie „I Drew You Sleeping“, „Strange Friction“ oder „North Atlantic Drift“ brauchen sich keineswegs zu verstecken und lassen auch hier kein Bein fest am Boden fixiert. Vielleicht liegt es aber auch an der Paul Smith typischen Art, auf einer Bühne nur selten still zu stehen, auch wenn er – links und rechts flankiert von zwei Damen und im Nacken den Herren am Schlagzeug – mit weitaus weniger Platz Vorlieb nehmen muss, als auf den Bühnen, die Maximo Park normalerweise bespielen. Bühnen wie im Karlstorbahnhof haben dafür den grandiosen Vorteil, dass ruhige und sinnliche Lieder viel intensiver dargeboten werden können, wie „Pinball“ eindrucksvoll zeigt.
Das Publikum erlebt einen sehr gesprächigen Paul Smith, der im Gegensatz zu vielen anderen internationalen Künstlern mehr Deutsch drauf hat, als das obligatorische „Hey, wie geht’s?“, „Alles klar?“ oder dem beliebten „Scheiße“. So berichtet er zwischen seinen Songs immer wieder gern von seinen Erlebnissen im Heidelberger Schloß samt Apothekenmuseum und Faß.
Er begeistert durch und durch, so dass seine Frage, ob er noch einen oder zwei Songs zum Abschluss spielen solle, mit einem begeisterten „VIER“ beantwortet wird. Auch wenn es dazu leider nicht mehr reicht (er hätte uns natürlich gern die kompletten Lemonheads-Lieblingslieder seiner Jugend vorgespielt, aber das hätte natürlich die Spielzeit um Längen überzogen), so macht er jedoch all jene glücklich, die darauf gehofft hatten, dass er auch auf Solopfaden seine Maximo Park Vergangenheit (und Zukunft) nicht vergessen hat.
Mit einem herrlichen Medley von „By The Monument“ und „Apply Some Pressure“ bringt er auch die Stimmen jener Zuschauer leise aber hörbar zum Erklingen, die bis dahin eher schwiegen. Ein sympathisches Konzert von einem sehr sympathischen Paul Smith.