Review: Prinzhorn Dance School – Live im Karlstorbahnhof, Heidelberg (24.03.2012)
Schon etwas länger her, aber wir erheben nicht den Anspruch, dass Konzertkritiken bis zum nächsten Tag auf unserem Schreibtisch liegen: Am 24.03.2012 kam das Duo Prinzhorn Dance School in den Heidelberger Karlstorbahnhof. Ein kurzer Blick auf YouTube und man erkennt sofort das Potential dieser sehr außergewöhnlichen Musiker. Außergewöhnlich ist mehr als passend, dazu gleich mehr.
Der Gig der minimalistisch gehaltenen Gruppe – bestehend aus Bassistin und Gitarrist, begleitet von einem zurückhaltenden Drummer – soll also um 22.00 Uhr beginnen. Nachdem wir, eine ausgewählte Gruppe von 29 Gästen, nun über eine Stunde auf die Band warten und von eher schlecht aufgelegten 90er Jahre Platten beschallt werden, scheint sich etwas auf der Bühne zu tun! Einige Soundchecks und noch eine halbe Stunde später erscheint dann das bereits müde und lustlos wirkende Duo.
Es geht los: Eine markante, sehr schmal gehaltene Bassspur lässt den Saal erzittern. Das Schlagzeug markiert nur episodisch, die Gitarre deutet mit einsaitigen Anschlägen eine Melodie an. Die erste Minute verrät schon die experimentelle Seite dieser Musik. Beim – leider, leider – sehr kleinen Publikum wandert langsam der Rhythmus in die Füße, ein leichtes Wippen ist zu erkennen, und das schon nach den ersten Takten. Der eindringliche Song „Crackjack Docker“ ist dann der erste Höhepunkt des Konzerts: Denn die unheimlich basslastigen Songs haben zwar ihren Reiz, verlieren diesen aber auch sehr schnell.
Wir warten also auf eine Steigerung, auf eine Konzertatmosphäre, auf etwas tanzbare Musik. Vergebens! Sicherlich gehört die ausdrucks- und emotionslose Miene genauso zur Band wie Gitarre und Bass, dennoch sieht und hört man dem Duo die Enttäuschung über die wenigen verkauften Karten an. Und so vergeht ein Song nach dem anderen, ohne merkbare Unterschiede in Rhythmus, Melodie oder Spielart. Nach zwanzig Minuten schauen sich einige Musikfreunde im Publikum mit dem gleichen fragenden Gesicht an: „Kam das gleiche Lied jetzt nicht schon dreimal?“ Diese Frage beschreibt leider auch die restliche Zeit bis zum beinahe erlösenden Satz: „This Is Our Last Song!“.
Tobin Prinz und Suzi Horn scheuen den Kontakt zu uns und scheinen nicht so ganz zu wissen, wie sie mit so wenig Leuten umgehen sollen. Also sagen sie einfach kaum was. Eine Zugabe erleben wir nicht mehr, weil wir tatsächlich aus dem Saal voller Enttäuschung, lahmen Beinen und langweiliger Musik flüchten. Es soll an dieser Stelle bemerkt werden, dass dieser Fluchtreflex untypisch für uns ist. Ein Sinnbild für diesen Abend.
Fazit: Was nach einer Ewigkeit Warten vielversprechend begann, entpuppte sich als Einöde der Musikalität, voller Bass und ohne Zug und Variabilität in den Songs. Schade. Sollte die Band wieder nach Heidelberg kommen, wären der halbe Kartenpreis (immerhin für eine relativ unbekannte Band) – dadurch mehr Publikum und bessere Atmosphäre – und begeisterte Musiker der Hit!